Bitte nur noch ein bisschen länger schlafen

Nach den langen Sommerferien beginnt die Schule wieder – und mit ihr das frühe Aufstehen. Für viele Familien bedeutet das: raus aus den Ferienrhythmen, zurück in den Wecker-Alltag.
Ein Freund erzählte mir kürzlich von seiner Tochter, die versucht, morgens mithilfe mehrerer Wecker in den Tag zu starten. Schon um 5:30 Uhr klingelt der erste, doch so konsequent, wie sie ihre Wecker stellt, ignoriert sie sie auch. Am Ende laufen die Eltern abwechselnd durchs Haus, um die Alarme auszuschalten und die Tochter wachzurütteln. Der Tag startet so für alle erschöpft und genervt.
Ganz so schlimm sieht es bei uns zu Hause nicht aus. Unser Sohn ist erst acht, die ganz schwierigen Teenagerjahre liegen hoffentlich noch ein Stück vor uns. Trotzdem merke ich schon jetzt, wie herausfordernd es ist, nach den Ferien wieder in den frühen Rhythmus zurückzufinden. Einerseits schön, dass er nun wieder seine Freunde sieht und Neues lernt – andererseits wäre es angenehmer, wenn der Unterricht nicht schon um acht Uhr beginnen würde.
Das heißt für uns: Wecker um 6:30 Uhr. Und wer kennt es nicht – auf das Klingeln folgt erst einmal ein gemurmeltes »nur noch fünf Minuten«. Doch irgendwann muss ich mich aus dem Bett quälen und unseren Sohn wecken. Seine „Eulen-Gene“ machen es nicht leichter, während meine Frau als typische Lerche längst munter ist. Sie beteuert dann nur lächelnd, schon seit 4:30 Uhr wach zu sein.
Am meisten belastet mich momentan die frühe Schulzeit. Mein Sohn schüttelt seine Müdigkeit nach kurzer Zeit meist ab. Ich hingegen merke, wie sehr mir die fehlende Schlafstunde den ganzen Tag über Energie raubt. Dabei ist längst wissenschaftlich belegt, dass Jugendliche abends später müde werden – nicht, weil sie unvernünftig sind, sondern weil sich ihre innere Uhr in der Pubertät verschiebt.
Schlafexperten wie Somnologe Martin Glos und Ärztin Barbara Schneider betonen daher seit Jahren: Der Unterricht sollte später starten. Doch oft scheitert die Umsetzung an Strukturen und Lehrerverbänden, die nicht umplanen wollen. So bleibt es für Familien beim frühen Aufstehen – auch wenn es uns allen guttäte, ein wenig länger schlafen zu dürfen.